Sandarium für Wildbienen bauen - so geht's

Geposted von Samuel Ilg Samuel Ilg |
Sandarium für Wildbienen bauen - so geht's
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     sandarium bauen

    Wo wir Menschen unsere Umwelt modifizieren, verschwinden oftmals natürliche Nistplätze für Wildbienen. Zum Glück bemühen sich heutzutage nicht nur Bienenfreunde um Ausgleich: Das klassische Insektenhotel aus Holz findet man überall in Gärten, auf Balkons und in öffentlichen Grünanlagen. Leider kann nur rund ein Viertel der Wildbienen-Spezies die Holzröhrenkonstruktion zum Nisten nutzen, denn die Mehrheit der heimischen Bienen lebt im Boden. Ihnen kannst du durch ein spezielles Sandbeet im Garten helfen, das sogenannte Sandarium.

    Wie du ein Sandarium bienenfreundlich anlegst, erklären wir dir hier:

    Wie du mit einem Sandarium den Wildbienen hilfst

    Wildbienen sind ein zentraler Akteur in unserem Ökosystem. Sie sorgen durch ihre Bestäubungsleistung dafür, dass die Pflanzenwelt gedeiht und wir als Menschen Obst und Gemüse ernten können. Doch Monokulturen, versiegelte Flächen und unnatürlicher Gartenbau nehmen den nützlichen Insekten ihren Lebensraum.

    sandarium im garten bauen

    Insbesondere fehlen in der modernen Umgebung die geeigneten Nahrungspflanzen und Nistplätze für wilde Bienenarten. Hier kannst du die Insekten gut unterstützen, indem du im eigenen Garten eine Bienenweide anlegst, eine Bienentränke aufstellst und ein Insektenhotel baust.

    Da allerdings rund 340 der 460 heimischen Wildbienenarten ihre Nisthöhlen im Boden bauen, müssen auch hier natürliche Bedingungen für sie wiederhergestellt werden. Nabu, BUND und andere Naturschutzorganisationen empfehlen Gartenbesitzern deshalb ausdrücklich das Anlegen eines Sandariums.

    Wie muss ein Sandarium aussehen?

    Laut den Experten vom NABU (Naturschutzbund Deutschlands) brauchen die meisten Wildbienen einen Nistboden, der locker und sandig ist. Dabei sollte die Oberfläche im direkten Sonnenlicht trocknen können und stellenweise frei von Vegetation sein. Also: Gerade wenn dein Garten eher einen feuchten und lehmigen Boden aufweist und dicht bewachsen ist, macht ein Sandarium für Wildbienen Sinn.

    Anleitung – Sandarium für Wildbienen anlegen

    Neben Sandboden und etwas Totholz brauchen bodennistende Bienenarten nicht viel, um ihrem Nachwuchs ein Heim zu schaffen. So kannst du ihnen helfen:

    Schritt 1: Den Standort wählen

    Das Sandarium sollte an einem Platz liegen, der tagsüber die volle Sonneneinstrahlung genießt. Hier solltest du eine Fläche von mindestens 50 x 50 Zentimetern erübrigen können – im Idealfall aber mehr als einen halben Quadratmeter, da viele Spezies größere Flächen bevorzugen.

    Schritt 2: Den Sand einbringen

    Die für das Sandarium gewählte Fläche hebst du 50 Zentimeter tief aus. Die Tiefe des Sandbeets ist wichtig, damit die Erdbienen ihre Niströhren in ausreichender Länge bauen können. Bei lehmigem Erdboden solltest du am Boden der Grube eine Drainageschicht aus großen Kieseln oder Ziegelbruch einfüllen.

    Das Erdloch füllst du dann mit Sand auf, wobei du es nicht mit einer horizontalen Oberfläche abschließen solltest. Besser schüttest du einen Hügel oder einen Hang auf, damit das Regenwasser leichter ablaufen kann und der Sand schneller trocknet. Nachdem du das Sandbeet aufgefüllt und angehäuft hast, klopfst oder stampfst du den Sand fest. So schaffst du einen kompakten Grund zum Graben.

    Schritt 3: Totholz anbieten

    Sandarium mit totholz bauen

    Wildbienen nagen Stücke von toten Gehölzen ab, um damit ihre Brutröhren und Höhlen zu verschließen. Geeignete Wurzeln und Äste kannst du rund um das Sandarium arrangieren.

    🐈💩Tipp: Damit die Sandfläche von den Katzen der Nachbarschaft nicht als Toilette interpretiert wird, kannst du darauf locker Rosenschnitt oder trockene Weinreben verteilen.

    Schritt 4: Nahrungspflanzen anpflanzen

    Damit die Wildbienen neben dem Dach über dem Kopf auch etwas zu essen haben, legst du am besten eine Bienenweide im Garten an.

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    Im Umfeld des Sandariums gedeihen mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Salbei, Oregano und Lavendel besonders gut. Sie profitieren vom vollsonnigen Standort und wachsen auch auf sandigen Böden.
    Direkt ins Sandarium solltest du aber wenig pflanzen, um den Bienen nicht den Raum zu nehmen.

    Falls dein Sandbeet größer ist als 0,5 Quadratmeter, dürfen dort zum Beispiel Dachwurz, Hauswurz, Heide-Nelke, Berg-Sandglöckchen oder Felsen-Fetthenne wachsen. Die Pflanzen solltest du vereinzelt in die Fläche setzen, ohne dabei viel Humus in den Sand einzutragen.

    sandarium bepflanzen blumen für bienen

    Variante: Sandarium im Hochbeet

    Diese Lösung ist noch etwas bequemer, weil du keine Grube ausheben musst. Hier füllst du den Sand einfach in ein Hochbeet, das mindestens 50 cm tief und mindestens 0,5 Quadratmeter groß ist. Gut eignen sich Hochbeete, die mit Trockenmauern oder Holzbalken eingefasst werden. Diese Lösung bietet sich vor allem für Standorte mit lehmigem und tonhaltigem Boden an, weil ein Hochbeet die Gefahr von Staunässe geringhält.

    👩‍🏫Noch ein Tipp: Falls du Kinder hast oder in der Umweltbildung aktiv bist, macht ein Hochbeet-Sandarium gut für den Anschauungs-Unterricht: Vom Rand aus lassen sich die Wildbienen auf bequemer Blickhöhe gut beobachten.

    Welcher Sand eignet sich am besten fürs Sandarium?

    Die Wahl einer bienenfreundlichen Sandsorte ist eine Wissenschaft für sich – hier existieren mehrere Auffassungen. Manche Bienenexperten schwören auf Feinsand bzw. Reitsand ohne Zusatzstoffe; das ist reiner Quarzsand mit einer Körnung von 0,06 bis 0,25 Millimetern. Andere empfehlen einen groben ungewaschenen Sand mit einer gemischten Körnung von 1 bis 8 Millimetern.

    Den ungewaschenen Sand bekommst du direkt vom Steinbruch oder Kieswerk. Sein Vorteil: Er enthält lehmige Partikel, die zwischen den Sandkörnchen wie Mörtel funktionieren und die Stabilität der Nestbauten gewährleisten. Manche Bienenarten graben immerhin bis zu 60 Zentimeter tiefe Röhren in den lockeren Boden!

    Gängige Sorten wie Spielsand, Pflastersand oder Estrichsand aus dem Baustoffhandel wurden dagegen ausgewaschen und von den lehmigen Anteilen befreit. Hier besteht die Gefahr, dass Gänge zusammenstürzen. Bausand wie Mauersand enthält außerdem scharfkantige Partikel, die Beine und Mundwerkzeug der Biene beim Graben schädigen können.

    🖐️Tipp: Falls du unsicher bist, kannst du die Sandqualität auch selbst testen: Dafür füllst du einen Pappbecher oder einen kleinen Blumentopf mit feuchtem Sand und stürzt das Förmchen. Wenn der Sandturm nach dem Trocknen noch zusammenhält, hat der Sand die richtige Konsistenz für den Nestbau der Wildbienen.

    Wie sieht ein Sandarium für den Balkon aus?

    Den geeigneten Sand zum Nisten kannst du Wildbienen auch auf deinem Balkon anbieten. Dafür befüllst du einen möglichst tiefen Blumenkübel, den du nicht oder nur sehr spärlich bepflanzt. Wichtig: Der Kübel braucht Abflusslöcher im Boden, damit der Sand nach einem Regenschauer gut trocknet. Totholz sowie bienenfreundliche Nahrungspflanzen sollten in direkter Umgebung natürlich auch vorhanden sein.

    Woran erkenne ich, ob mein Sandarium bewohnt wird?

    Bodennistende Wildbienen verhalten sich so unauffällig, dass du sie selten live beim Röhrenbau erleben wirst. Dennoch gibt es einige Anzeichen dafür, dass dein Sandarium als Lebensraum angenommen wurde. So verraten sich zum Beispiel Acker-Schmalbienen durch eine Häufung von Löchern im Erdboden.

    Denn obgleich die Bienen eigentlich solo leben, nisten sie gern nebeneinander. Ein Indiz für bodenlebende Wildbienen sind auch die Sandauswürfe. Diese kleinen Häufchen aus lockerem Sand entstehen, wenn die Biene den „Abraum“ aus der Niströhre beim Graben locker um den Röhreneingang aufhäuft.

    Muss ich mich vor Bienenstichen fürchten, wenn ich ein Sandarium anlege?

    Keine Sorge. Zwar besitzen die Weibchen vieler Erdbienen einen Stachel zur Selbstverteidigung, aber dieses Werkzeug ist zu schwach, um die menschliche Haut zu durchdringen. Darüber hinaus verhalten sich Wildbienen generell friedfertig und leben solitär, d.h. sie schließen sich nicht zu Schwärmen zusammen.

    Selbst wenn du ein großes Sandarium im Garten anlegst, musst du also keine Angst haben, dass dich dort bei Kaffee und Kuchen plötzlich ungebetene Gäste attackieren.

    Samuel Ilg
    Über den Autor
    Samuel Ilg

    Samuel ist Mit-Gründer von beegut, begeistert von Permakultur / Restoration Agriculture, schmökert gerne Hermann Hesse und überzeugt von der Macht des Verbrauchers

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    • Muss das Sandarium von oben vor Nässe ( also regen) geschützt werden?
      ———
      beegut:
      Am 29.04.2024 um 17:06 schrieb Sunny@comment.sunnysideapps.com: Hallo Angela, wir haben unseres nicht extra von oben geschützt, in der Natur ist das ja auch nicht immer gegeben. Grüße & gute Zeit >

      Angela Burkhardt am
    • Ich finde diese Beiträge zur Unterstützung der Bienenwelt immer klasse! Habe sofort eine Bienentränke auf Arbeit und zuhause gebaut , und werde mich auch an dem Sandhotel versuchen :)) Die Tränke wird zwar überwiegend von Erdwespen meines anderen Balkones genutzt, aber sie sind sehr dankbar, dass ich täglich auffülle und haben mich nie belästigt.
      Freue mich schon aufs nächste Ausprobieren. Vielen Dank für diese schönen Tipps und Ideen!
      ———
      beegut:
      Am 06.08.2023 um 09:37 schrieb Sunny@comment.sunnysideapps.com: Hallo Uta, freue mich wirklich sehr über deinen Kommentar, vielen Dank :) >
      ———
      beegut:
      Ganz herzlichen Dank für den Kommentar, Uta!

      Das freut mich, wenn wir dabei helfen können, dass Erdwespen sich bei dir so wohl fühlen, dass sie dich nicht belästigen. Wir hoffen, wir bieten noch zahlreiche Ideen und Inspiration für deine Balkone und deren kleinen Mitbewohner dort :-)

      Hab ne schöne Zeit!

      LG

      Martina von beegut

      >

      Uta Mentges am

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