Alles was du über Bienenwachs wissen musst - beegut Bienenwissen

Geposted von Samuel Ilg, Benjamin Rutschmann |
Inhaltsübersicht

     biennewachs info beitrag

    Im Folgenden erklären wir dir, wie Bienenwachs entsteht, wie es vom Imker gewonnen wird, auf was du beim Kauf von Bienenwachs achten musst und natürlich auch was du ganz persönlich damit alles anfangen kannst:

    Warum du unseren Beitrag lesen solltest? Wir betreiben mit beegut ein junges Unternehmen, welches sich ganz den natürlichen Bienenprodukten widmet, bei uns dreht sich also jeden Tag alles um Bienenwachs und co.
    Für die nötige wissenschaftliche Korrektheit in unserem Beitrag hat uns der Bienenforscher und Doktorand der Universität Würzburg: Benjamin Rutschman unterstützt.

    Stell dir vor, du stehst auf einer Wiese und sollst ein Haus bauen. Dafür musst du weder Bäume fällen noch Ziegel brennen, denn dein Körper „schwitzt“ das nötige Baumaterial einfach aus. Klingt nach Science-Fiction? Gibt es aber wirklich – zumindest im Bienenstock. Dort bauen Bienen aus ihrem körpereigenen Material ihre Vorratskammern und Kinderstuben. Der Zauberstoff heißt Bienenwachs und ist nicht nur für die Insekten wichtig. Wir Menschen fertigen daraus seit Jahrtausenden Wachskerzen, Polituren und Kosmetika. Doch was macht den faszinierenden Rohstoff so besonders?

    Was ist Bienenwachs?

    gelbes bienenwachs

    Wachs ist per Definition ein Stoff, der bei 20° C fest bis knetbar ist und sich bei über 40° C verflüssigt. Dabei besteht Wachs hauptsächlich aus Estern von Fettsäuren. Bienenwachs im Speziellen enthält 70 bis 80 Prozent Fettsäurester und etwa 18 bis 23 Prozent freie Säuren. Den größten Anteil machen dabei Myricylpalmitat, Cerotinsäure und Melissinsäure aus. Doch diese Beschreibung charakterisiert den fantastischen Naturstoff nur grob, denn insgesamt sind im Bienenwachs bereits über 300 verschiedene Bestandteile nachgewiesen worden. Das Wachs besitzt quasi einen von Natur eingebauten Kopierschutz, denn kein noch so versiertes Chemielabor könnte den komplexen Cocktail künstlich nachbauen. 

    Kontrolliert man Bienenwachs auf seine Echtheit, misst man in erster Linie den Kohlenstoffanteil, der bei unter 14 Prozent liegen muss. Auch die Dichte von 0,95g pro cm³ und der Schmelzpunkt zwischen 61 und 65°C sprechen für ein authentisches Naturprodukt. Und nicht zuletzt das Aussehen und der Duft: Naturbelassenes Bienenwachs ist gelb und riecht angenehm, ein bisschen nach Honig und Propolis.

    Hättest du es gewusst? Unser deutsches Wort „Wachs“ stammt direkt aus dem Bienenstock. Denn es kommt vom althochdeutschen Begriff „wahs“, der „Bienenwabe“ meint.

    Wie stellen Bienen ihr Wachs her?

    In einem Bienenstock leben in den Sommermonaten zwischen 20.000 und 50.000 Bienen. Davon stellen nicht alle Arbeiterinnen zur gleichen Zeit Bienenwachs her, sondern nur die sogenannten „Baubienen“. Wer als Baubiene arbeitet, bestimmt bei den fleißigen Insekten das Alter: Kurz nach ihrem Schlupf kümmern sich die jungen Arbeitsbienen erst einmal um das Füttern der Brut. Dann, wenn sie etwa 11 Tage alt sind, aktivieren sich ihre Wachsdrüsen und die Bienen wechseln ihren Aufgabenbereich hin zum Bau neuer Waben.

    Die Wachsdrüsen einer Biene befinden sich auf ihrer Bauchseite zwischen den Bauchschuppen. Beidseitig in zwei parallelen Reihen haben die Insekten zwischen diesen Schuppen acht kleine Taschen. In diese Vertiefungen geben die Wachsdrüsen der Biene flüssiges Wachs ab, das sich in den Taschen sammelt und dort zu winzigen Plättchen erstarrt. Jedes Wachsplättchen wiegt etwa 0,8 Milligramm.

    Vom Wachs zur Wabe

    Wachsplättchen, die Bienen in ihren Bauchtaschen produzieren, sind zunächst fast transparent und wirken wie kleine Kristallsplitter; „Jungfernwachs“ sagt der Imker dazu. Um es zu verarbeiten, befördert die Baubiene das frische Wachs mit ihren Beinen zum Mund und kaut jedes Plättchen noch einmal gründlich durch. Dabei reichert sie das Wachs mit etwas öligem Sekret aus ihrer Oberkieferdrüse an. Jetzt kann der Bau einer Wabe beginnen.

    Für die Wabenkonstruktion hat die Biene quasi einen „sechsten Sinn“, der die Schwerkraft erspürt, und ihr erlaubt, eine perfekt senkrecht ausgerichtete Wabe zu bauen. Wachsplättchen für Wachsplättchen konstruiert das Volk die Wabenwand, wobei zuweilen mehrere hundert Bienen an einer Wabe bauen.

    Gute Frage: Warum sind Bienenwaben eigentlich sechseckig?

    Die geometrische Form von Bienenwaben hat bereits viele Forscher fasziniert und unterschiedlichste Erklärungen hervorgebracht. Die am besten bekannte und wohl auch richtige lautet so: Bienenwaben werden eigentlich als runde Röhren angelegt, nicht als Sechsecke. Als Maßstab dient den Baubienen dabei ihr eigener Körper, daher sind auch alle Zellen auf einer Wabe beinahe gleich groß.

    Durch eine gezielte Erhöhung der Körpertemperatur der Bienen wird das Wachs der Wände jedoch während des Baus weicher und die Wände benachbarter Röhren beginnen zusammenzufließen. Dabei bilden sie gerade Flächen, die Sechsecke entstehen lassen. Vielleicht hast du einen ähnlichen Effekt schon einmal bei Seifenblasen beobachtet: Verbinden sich zwei oder drei Blasen miteinander, dann entstehen zwischen ihnen geometrisch gerade Grenzflächen.

    Faszinierend: Sind Bienen mathematische Genies?

    Wie verstaut man die maximale Honigmenge und verbraucht dabei möglichst wenig Wachs? Das war die Aufgabe, die die Evolution der Honigbiene stellte. Mathematisch ist die Lösung klar, denn eine kreisförmige Zelle bietet den maximalen Stauraum beim geringsten Materialverbrauch für die Wabenwand. Allerdings lassen sich Kreise nicht besonders gut „stapeln“ – zwischen ihnen bleiben viele Zwischenräume, weil jeder Kreis mit seinen Nachbarn nur kleine Berührungspunkte hat. Es braucht also eine kantige Zellenform, die ein lückenloses Netz bilden kann. Doch warum keine viereckigen oder dreieckigen Bienenwaben? Natürlich handeln die Bienen nicht mit mathematischer Absicht, doch mit dem Sechseck treffen sie instinktiv die klügste Wahl.

    Denn bei gleichem Füllvolumen hat eine Sechseck-Wabe deutlich weniger Wandfläche als andere Formen – es wird also weniger Wachs als Baumaterial gebraucht. Genauer gesagt: Für die Sechseck-Wabe braucht die Biene 15% weniger Wachs als für ein Quadrat mit gleichem Volumen. Honigbienen bauen also nicht nur fleißig, sondern dabei noch hoch effizient. Vielleicht stellte Karl Marx auch deshalb fest:

    „Eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister.“

    Wie viel Wachs produziert ein Bienenvolk?

    Es hängt von einigen Faktoren ab, wie viel Wachs ein Bienenvolk produziert. Je mehr Nektar die Tiere sammeln, umso mehr Wachs wird hergestellt, um den Nektar auch einlagern zu können. Auch das Brutgeschehen spielt eine Rolle - gibt es viel Nachwuchs, benötigen die Tiere viel Wachs. Im Durchschnitt produziert ein einziges Bienenvolk in der Saison zwischen 500 und 1000 Gramm Wachs. 

    Kaum zu glauben: Für die Jahresproduktion an Wabenwachs brauchen die Bienen umgerechnet über eine Million kleine Wachsplättchen.

    Wie viel Honig essen für Wachs?

    Bauen macht hungrig – das ist auch bei Bienen so. Wenn die Arbeiterinnen im Bienenstock einen Hohlraum von 20 Litern mit Waben gestalten, dann erreichen sie schlussendlich eine Fläche von gut 2 m². Schließlich müssen 80.000 bis 100.000 Arbeiterinnenzellen darauf Platz finden. Während des Bauvorgangs liefert Honig den Konstrukteurinnen schnell verfügbare Energie: Für ein Kilogramm Bienenwachs verzehren die Baubienen etwa 7,5 kg Honig.

    Wildbau oder geordneter Wabenbau?

    Von Natur aus können Bienen Waben an unebenen Flächen, wie zum Beispiel in einer Baumhöhle, ohne Probleme befestigen. Damit sie im Bienenstock des Imkers ihre Vorratskammern ganz geordnet und mobil anbringen, bekommen sie eine Hilfestellung. Der Imker stellt ihnen Rähmchen in die sie ihre Waben senkrecht bauen können. Diese Rähmchen ermöglicht es dem Bienenhalter, das Volk und dessen Gesundheit leicht zu inspizieren und den Honig komfortabel zu entnehmen.

    Oft sind vom Imker in den Rähmchen auch noch sogenannte Mittelwände eingebracht worden, in die bereits eine sechseckige Wabenstruktur eingeprägt ist. Diese „Mittelwände“ machen professionelle Imker aus ihrem eigenen Wachs, das bei der Honiggewinnung abfällt. Damit entsteht ein Wachskreislauf in der Imkerei und die Bienen sparen Energie durch die vorgefertigten Elemente.

    Darum ist Bienenwachs gelb

    Jungfernwachs, so wie der Körper jeder Baubiene es bildet, ist eigentlich transparent-weiß. Bienenwaben sind jedoch gelb bis hin zu dunkelbraun. Wie kommt diese farbliche Verwandlung zustande?

    Die Antwort liegt im Gebrauch der Wachszellen. Sie dienen unter anderem als Lagerort für Pollen und Honig und werden mit Propolis ausgekleidet. Besonders der Pollen hat naturgemäß je nach Tracht intensive Farben, die sich im Wachs niedersetzen. Da die Wabenzellen ebenfalls als Brutstätte genutzt werden, finden sich dort auch Reste von Häutungen und Spuren von Kot der Bienenlarven. Nach intensiver Nutzung werden die einzelnen Brutzellen durch die Ablagerungen an den Innenseiten zudem immer kleiner. Lässt man der Natur ihren Lauf, nagen die Bienen die Brutzellen irgendwann von selbst ab, um wieder Platz zu schaffen. Deswegen entnimmt der Imker dunkel verfärbtes Wachs von Zeit zu Zeit, denn je dunkler es ist, umso “verbrauchter” und anfälliger für die Anlagerung von Krankheitssporen ist es auch.

    Wie erntet der Imker Bienenwachs?

    Eigentlich ist es ganz logisch: Um Bienenwachs zu gewinnen, werden geleerte Honigwaben eingeschmolzen. Dafür stehen Imkern verschiedene Verfahren zur Verfügung. Eine klimaschonende Variante ist zum Beispiel der Sonnenwachsschmelzer, in dem das Wachs durch Sonnenlicht verflüssigt wird.

    Naturgemäß ist diese Methode wetterabhängig und dauert länger als andere. Traditionell haben Imker Wachs auch durch das Kochen von Waben gewonnen. Hierbei löst sich das Wachs komplett auf und bildet mit Honig und Pollen verschiedene Schichten, die sich nach dem Erkalten trennen lassen. Die moderne Imkerei setzt hingegen auf Dampfwachsschmelzer, die Waben mit Wasserdampf verflüssigen. Anschließend werden Schwebteilchen herausgefiltert.

    Wo kann ich natürliches Bienenwachs kaufen? Auf was muss ich achten?

    Im Idealfall kennst du einen BIO-Imker bei dir um die Ecke, bei dem du Bienenwachs kaufen kannst. Andernfalls solltest du Anbieter wählen, die Wert auf eine ökologische Bienenhaltung und faire Bedingungen für die Arbeiter legen und ihre Ware regelmäßig auf Schadstoffrückstände prüfen lassen.

    PS: Unser Bienenwachs findest du hier im Shop.

    Wir bei beegut arbeiten bei unserem BIO Bienenwachs u.a. mit einer BIO Imker Kooperative aus Ungarn zusammen. Von dort erhalten wir Wachsproben und senden sie zur Analyse auf mögliche Rückstände in ein deutsches Labor. Nachdem die Experten das Wachs für gut befunden haben und es zu Pastillen geschmolzen wurde, erreicht es einen weiteren Kooperationspartner von uns: Die Bewohner der sozialen Einrichtung „Habila / Rabenhof“ verpacken unsere Bienenwachspastillen schlussendlich in wiederverschließbare und nachhaltige Beutel.

    BIO Bienenwachs – was heißt das eigentlich?

    BIO Bienenwachs bezeichnet man Bienenwachs aus Imkerei-Betrieben, die die Richtlinien der europäischen Öko-Verordnung einhalten. Bezogen auf die Bienenhaltung heißt das u.a.:

    • Bienen dürfen nur in Behausungen aus natürlichen Rohstoffen wie Lehm, Holz und Stroh gehalten werden. 
    • Die Tiere ernähren sich von ihrem eigenen Honigein Zufüttern von BIO-Zuckersirup als Winterfutter ist jedoch erlaubt.
    • Chemikalien und Medikamente zur Abwehr von Parasiten und Krankheiten sind streng untersagt - es dürfen ausschließlich organische Säuren eingesetzt werden.
    • Im Umkreis von 3 Kilometern um das Bienenvolk dürfen nur vorwiegend ökologisch angebaute Pflanzen und Wildpflanzen vorkommen. In der Nähe von Autobahnen, Müllverbrennungsanlagen oder Industrien dürfen BIO-Imker ihre Völker nicht aufstellen.

    Gewusst? Unser BIO Bienenwachs trägt nicht das bekannte EU-BIO-Siegel, dieses ist ausschließlich für Lebensmittel vorbehalten. Da es sich beim Wachs um kein Lebensmittel handelt, darf das offizielle Siegel hier auch nicht verwendet werden.

    Kann man Bienenwaben essen?

    Als Wabenhonig oder Scheibenhonig verkaufen Imker den Honig, der sich noch in den Waben befindet. Diese Delikatesse bekommst du entweder am Stück oder als Honigglas mit einem Stück Wabenwand im Innern.

    Hier liegt die Frage nahe: Soll man die Waben mitessen? Kenner beantworten das mit einem klaren „Ja“. Immerhin gilt Bienenwachs in der Pharmazie als unbedenklicher Stoff und wird auch als Überzugsmittel für Obst und Süßigkeiten eingesetzt. Der menschliche Körper verstoffwechselt das Wachs nicht, sondern scheidet es zu großen Teilen wieder aus (es ist also im Grunde unverdaulich).

    Dennoch schwören Bienenprodukt-Fans auf das Wachs, weil es Spuren von Propolis und Pollen enthält, die wertvoll für den Körper sein könnten. Praktisch heißt das: Liebhaber von Wabenhonig schneiden die Honigwabe in dünne Scheiben und veredeln damit Brötchen, Quarkspeisen oder Joghurteis. Softeis mit Wabenhonig avancierte in den vergangenen Jahren in den USA sogar zum beliebten Trend-Dessert.

    Beim Verzehr musst du keine Angst haben: Die Waben, die nicht bebrütet wurden und aus Jungfernwachs sind, haben dünne Wände und sind beim Essen wenig zu spüren. Manche Honigesser lieben es sogar, ein dickes Stück Wabenhonig wir Kaugummi zu kauen – andere stört es, dass das Wachs an den Zähnen klebt. Willst du wissen, wie es sich anfühlt, hilft nur eins: Probieren! Das kannst du zum Beispiel bei unserem Akazienhonig mit Wabenstück.

    Kleiner Geschichts Exkurs: die Ära Zeidler geht zu Ende

    Als der Mensch begann, sich mit der Bienenhaltung auseinanderzusetzen, war es das Wachs, das dem Imker (damals “Zeidler”) mehr Ansehen brachte als der Honig. Denn künstliches Licht gab es damals nur in Form von Bienenwachskerzen, die Kirchen, Klöster, Burgen und Schlösser auch nach Sonnenuntergang beleuchteten. Damit fleißig Wachs geliefert wurden, bekam die Zeidler-Zunft sowohl von kirchlicher als auch von königlicher Seite gewisse Hoheitsrechte.

    So durfte der Zeidler etwa eine Waffe mit sich führen und es gab sogar eine eigene Gerichtsbarkeit, das sogenannte “Zeidelgericht”. Übrigens stammt der Begriff “Zeidler” vom lateinischen “cidlarii” ab, was übersetzte etwa “einem Tier etwas wegnehmen” heißt. Natürlich gehörten die Bienen dem jeweiligen König oder Kaiser, doch der Zeidler hatte die Nutzungsrechte an ihnen.

    Die Zeidler förderten wilde Honigbienenvölker

    Hohle Bäume im Wald boten wilden Honigbienenvölkern ein Heim oftmals wohnten in einem Baum mehrere Völker übereinander. Durchstreifte der Zeidler auf der Suche nach Bienenerzeugnissen den Wald, war es ihm von fürstlicher Seite aus gestattet, den Baum mit einem Zeichen zu markieren - fortan gehörten die Bienen dem königlichen Haus und ihre Produkte dem betreffenden Zeidler.

    Zuckerrohr und Paraffin drückte Bienenerzeugnisse in den Hintergrund

    Ab dem 17. Jahrhundert schwand die Bedeutung der Zeidler-Zunft stetig. Der Grund: Zuckerrohr eroberte langsam und schleichend die Welt, denn seit der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus transportierte man seine Stecklinge rund um den Globus. Zwar galt Zucker im 17.Jahrhundert noch als Luxusgut, das sich ausschließlich die Oberschicht leisten konnte, doch der Stellenwert von Honig als Süßungsmittel sank. Der gleiche Effekt trat beim Bienenwachs ein: Im Zuge der Reformation wurden Klöster aufgelöst und infolgedessen wurden nicht mehr so viele Kerzen benötigt. Anstelle des Honigweins Met trat ein neues Brauerzeugnis: das Bier. 

    Schlussendlich reduzierte sich die Nachfrage nach Bienenwachskerzen stark, nachdem 1818 das Stearin und 1830 das Paraffin entdeckt wurden. Die beiden Substanzen lösten das Bienenwachs bei der Kerzenherstellung fast vollständig ab, weil sie wesentlich preiswerter zu beschaffen waren.

    Bienenwachs: Auch heute noch ein wertvoller Rohstoff

    Schon zu Zeiten der alten Zeidler produzierte man aus Bienenwachs nicht nur Kerzen. Das Naturerzeugnis diente Künstlern als Rohstoff für Wachsfiguren und den Manufakturen zur Herstellung von Wachstüchern, Wachspapier und Wachsmalstiften. Wachsblumen und Wachsperlen waren beliebte Dekorations-Objekte und ohne ein Wachssiegel kam kein offizieller Brief aus. 

    Doch welche Rolle spielt Bienenwachs heutzutage?

    Immer noch eine Große! Denn wenn du auf der Zutatenliste von Schokolade, Bonbons oder Nahrungsergänzungsmitteln den Stoff E901 entdeckst, ist das kein chemischer Zusatzstoff, sondern das offizielle Kürzel für echtes Bienenwachs. Auch bei Äpfeln, Birnen, Zitrusfrüchten und Melonen dient das Wachs den Produzenten als schützender Überzug, der die Schale glänzen lässt und ein Austrocknen verhindert. 

    Lebensmittel, Pharmazie und Pflegemittel für Holz und Leder

    Bienenwachs ist beliebt als pharmazeutischer Hilfsstoff, zum Beispiel in Salben. In der Kosmetikherstellung dient es als Konsistenzgeber in Cremes, Lippenstiften und Haarpflegeprodukten. Insbesondere in Polituren und Pflegemitteln für andere Naturmaterialien wie Holz und Leder spielt das Wachs seine natürlichen Vorteile aus.

    Cera Flava oder Cera Alba?

    Bei Bienenwachs als Rohstoff gibt es einige Synonyme, wie etwa  Cera Flava oder Cera Alba. Natürliches, gereinigtes Bienenwachs zeigt sich abweichenden Farben, die Palette reicht von weißlicher bis tief dunkelgelber Farbe  - alles vollkommen natürlich. Meist duftet es zart nach Honig und fühlt sich leicht fettig an. 

    Bienenwachs in der Kosmetik (mit DIY Rezepten)

    Kosmetik-Experten wissen es seit Langem: Reines Bienenwachs hat im Vergleich zu Fetten und Ölen unschlagbare Eigenschaften. Denn es wirkt schwach emulgierend, das heißt, Bienenwachs kann ölige und wässrige Anteile einer Creme miteinander verbinden. Durch seine Eigenschaft, bei Raumtemperatur fest zu sein, verleiht es jeder flüssigen Emulsion eine cremige Konsistenz. Abhängig davon, wie hoch der Bienenwachs-Anteil in der Rezeptur ausfällt, lässt sich die Festigkeit eines Kosmetikprodukts beim Anrühren steuern. 

    All das macht es natürlich zu einem idealen Rohstoff in selbstgemachter Naturkosmetik; ob als Zutat in Salben, Cremes, Lippenbalsam oder als Bart- beziehungsweise Haarwachs. 

    Ein weiterer Vorteil liegt in der Verträglichkeit der Fettkomponenten von Bienenwachs. Es legt sich wie ein feiner Film auf Haut und Haar, ohne stark zu fetten. Dabei hat das Wachs sowohl pflegende als auch schützende Eigenschaften. Bienenwachs in Cremes und Lotionen versorgt die Haut mit pflegenden Lipiden, ohne die Poren zu verstopfen. Dennoch verhindert es als Schutzfilm, dass Feuchtigkeit verdunstet, so dass es die Haut vor dem Austrocknen schützt.

    Hier ist die Palette sehr breit. Mit Bienenwachs und anderen natürlichen Rohstoffen kannst du zum Beispiel die folgenden Produkte selbst herstellen:

    • Salben
    • Handcremes
    • Hautcremes
    • Lippenbalsam
    • Bartwachs
    • Haarwachs

    Salben ganz einfach selbst machen

    Unter „Salbe“ versteht man eine wasserfreie Mischung von Öl und Wachs. Das Grundrezept ist denkbar einfach. Du brauchst:

    • 2 Gramm Bienenwachs
    • 50 Gramm hochwertiges Pflanzenöl

    Je nach Hauttyp eignen sich zum Beispiel Mandelöl, Kokosöl oder Jojobaöl zur Salbenherstellung. Mit einigen Tropfen Propolistinktur, kannst du das Grundrezept in eine pflegende Propolissalbe verwandeln. 

    Die Zubereitung ist denkbar einfach. Das Bienenwachs schmilzt du sanft, indem du es gemeinsam mit dem Öl in einem Wasserbad erwärmst. Bereits ab einer Temperatur von 60 Grad verflüssigt es sich vollständig und du kannst die beiden Komponenten gut verrühren. Beim Abkühlen erhält die Salbe dann ihre cremige Konsistenz. Das Wasserbad ist wichtig, da es beim direkten Erwärmen von Wachs immer wieder zu Bränden und Verbrennungen kommt.

    Tipp: Propolis und ätherische Öle solltest du erst in die Salbe mischen, wenn sie Zimmertemperatur erreicht hat, damit sich die wertvollen Inhaltsstoffe nicht durch Hitze verflüchtigen.

    Bienewachs-Cremes selbst anrühren

    Die Herausforderung beim Anrühren einer Creme ist es, die wässrige und ölige Phase zu einer homogenen Mischung zu verbinden. Dabei helfen dir die emulgierende Wirkung des Bienenwachses und das Management der Temperatur. Für die Creme brauchst du:

    • 35ml destilliertes Wasser oder Rosenwasser
    • 50ml Mandelöl
    • 6 Gramm Bienenwachs

    Öl und Wachs füllst du gemeinsam in einen kleinen Behälter, den du im Wasserbad erwärmst. Auch das Rosenwasser muss erwärmt werden – allerdings getrennt vom Öl. Am besten stellst du einen zweiten Behälter in dasselbe Wasserbad, damit beide Komponenten der Creme schließlich genau die gleiche Temperatur haben. Wenn das Wachs im Öl geschmolzen ist, ist es soweit – Öl und Wasser sind bereit zum Vermischen. Das passiert am besten in einer Küchenmaschine oder mit einem elektrischen Quirl.

    Und zwar so: Du füllst das warme Rosenwasser in das Rührglas ein und beginnst auf höchster Stufe zu rühren. Das Öl-Wachs-Gemisch gibst du unter stetigem Rühren hinzu; und zwar langsam in einem dünnen Strahl. Wenn beide Anteile vollständig vermischt sind, darfst du allerdings nicht stoppen: Bis die Creme Zimmertemperatur erreicht hat, solltest du sie laufend wieder durchmixen, damit sie eine cremige Konsistenz erhält.

    Bienenwachswickel selbst gemacht

    Wer Hausmittel schätzt, der kennt meist auch die Vorteile warmer Bienenwachswickel. Die Wärme der Wickel fördert die Durchblutung und entspannt die verkrampfte Muskulatur von Brust und Hals. Die Bienenwachswickel kannst du leicht selbst herstellen, indem du passende Baumwollstoff-Zuschnitte (ca. 15x20 cm) mit Bienenwachs tränkst:

    1.  Im heißen Wasserbad verflüssigst du etwa 100g Bienenwachs.
    2. Tauche einen Baumwollzuschnitt in das flüssige Wachs ein, hebe ihn wieder heraus und lass ihn kurz abtropfen (dabei solltest du den Stoff mit Pinzetten oder Wäscheklammern greifen, um dich nicht zu verbrennen).
    3. Pro Tuch wiederholst du 2 bis 3 Tauchgänge und lässt es anschließend auf einer Wäscheleine oder ausgebreitet auf Backpapier trocknen.
    4. Erst wenn das Bienenwachs erstarrt ist, sind die Bienenwachswickel bereit für ihren Einsatz bei Erkältungen. Dafür erwärmst du einen Wickel mit dem Föhn bis er warm und weich wird und legst ihn dem „Patienten“ auf Brust- und Halsbereich. Noch wohltuender sind die Wickel, wenn du die Region vorab mit einem natürlichen Erkältungsbalsam mit ätherischen Ölen (z.B. Thymianbalsam) einreibst.

    Was lässt sich aus Bienenwachs noch basteln?

    Wenn du Bienenwachs als Allzweckmittel entdeckt hast, kannst du dich kreativ austoben. Als Geschenkidee eignen sich zum Beispiel selbstgemachte Kerzen oder auch Bienenwachstücher, die in der Küche nachhaltig Plastikfolie und Gefrierbeutel ersetzen. Letztere kannst du bei uns im Shop kaufen oder auch einfach selbst herstellen. Auch deine Schuhe und Möbel freuen sich über „Spezialkosmetik“ aus deiner Bienenwachsküche:

    Natürliche Lederpflege für Glattleder

    Du brauchst


    Im ersten Schritt löst du das Bienenwachs in einem hitzefesten Glas im Wasserbad auf. Anschließend gibst du das Lanolin und das Öl dazu. Sobald sich beim Rühren alle Zutaten miteinander verbunden haben, kannst du die Creme abfüllen und nach dem Erkalten als Lederpflege benutzen wie jedes gekaufte Produkt. Allerdings sollte es sich um echtes Leder und ausschließlich um Glattleder handeln. Für Kunst- oder Rauleder ist diese Rezeptur nicht geeignet.

    Noch mehr DIY-Tipps gefällig? Die findest du im Buch „Bienenwachs Werkstatt“ mit anschaulichen Fotos und Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

    Passende Produkte aus unserem Shop für dein DIY Projekt:

      

    Mit Bienenwachs Honigbienenvölker fördern?

    Wie aufwendig die Herstellung von marktfähigem Bienenwachs ist, wurde bereits beschrieben. Diese Arbeit lohnt sich nur, wenn ein Imker dafür einen angemessenen, fairen Preis bekommt und vor allem, wenn er genug Abnehmer findet. Wäre die Nachfrage noch höher, könnte das den ein oder anderen Imker veranlassen, sich weitere Bienenvölker anzuschaffen. Auch angehende Neu-Imker würden sich eventuell vermehrt in die Thematik einarbeiten. Derzeit reicht der deutsche Bienenbestand noch lange nicht aus, um den Bedarf hierzulande zu decken.

    Das ist eigentlich schade, doch die Zahl der Imker hat sich in der Vergangenheit deutlich reduziert - es lohnt sich für viele einfach nicht mehr. Eine Rolle spielt auch der Preis: Da es hierzulande nicht genug Bienenwachs gibt, eröffnet das den Markt zu für billige Fälschungen.

    Bienenwachs wird beispielsweise von einigen schwarzen Schafen mit Stearin oder Paraffin gestreckt. Damit der Verbraucher das nicht am Geruch merkt, setzt man einfach etwas Propolis zu. So lässt sich ein Fake-Produkt als „natürliches Bienenwachs“ billig verkaufen und täuscht den Verbraucher und schadet letztendlich der Bestäubung von zahlreichen Pflanzen auf die wir angewiesen sind. 

    Fazit: Bei Bienenwachs solltest du dir wie bei allen natürlichen Rohstoffen klarmachen, dass Qualität ihren Preis hat und die artgerechte Bienenhaltung und die aufwendige Arbeit des Imkers mit einschließt. Zusätzlich wollen wir mit beegut, dass jeder Verkauf den Honigsammlern und Wildbienen noch einmal besonders zugutekommt – deshalb spenden wir pro Produktverkauf 10 Cent an Projekte zum Schutz & Förderung der Bienen.

    Wer ist beegut?

    Wir sind ein junges Unternehmen aus der Ostalb, unsere zwei Gründer entdeckten vor einiger Zeit Bienenprodukte für sich.

    Zu unserer Begeisterung gesellte sich recht schnell großes Erstaunen hinzu - warum sind Bienenprodukte trotz ihrer ausgezeichneten Eigenschaften in der breiten Bevölkerung doch recht wenig bekannt? Genau hier wollen wir ansetzen!

    Unsere Mission ist es, Bienenprodukte (mit Beiträgen wie diesen) wieder bekannter zu machen!


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