Ein warmer Frühlingstag, Blütenduft liegt in der Luft und plötzlich ein wahrhaft magischer Moment: Ein Bienenschwarm verzaubert die Umgebung. Doch warum schwärmen Bienen überhaupt? Was steckt dahinter und welche Maßnahmen sollten Imker*innen und Naturbegeisterte ergreifen, wenn sie einen Bienenschwarm entdecken?
Wann und warum Bienen schwärmen
Bienen sind bemerkenswerte Kreaturen: Im Bienenstock herrscht ein ausgeklügeltes System, um die Gesundheit und das Überleben der Bienen zu sichern. Jede einzelne Biene trägt ihren Teil bei, weshalb wir das Bienenvolk auch als einen Organismus, den „Bien“, betrachten.
Im Vollfrühling, etwa in der Zeit zwischen Mai und Juni, kommt im Bienenstock Schwarmstimmung auf. Noch während der Durchlenzung im Vorfrühling (März/April), wurden die Winterbienen von neuen, jungen Bienen abgelöst. Der Stock ist nun reich an Bienen, Vorrat, Brut und einer üppigen Tracht.
Jetzt kann der Schwarmtrieb einsetzen: die Bienen wollen ausschwärmen, um sich weiter zu vermehren. Wenn nun ein Teil des Biens den Stock mit der alten Königin verlässt und mit diesem Akt ein neues Volk bildet, spricht man vom „Fallen des Schwarms“. Das beeindruckende Naturschauspiel, bei dem der Bienenschwarm beobachtet werden kann, wie er sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause macht. Man könnte auch von der Geburt eines neuen Biens sprechen.
Umgang mit Bienenschwärmen
Wer einen Bienenschwarm in der Natur entdeckt sollte vor allem erst mal Ruhe bewahren. Bienen in einem Schwarm sind in der Regel friedlich, solange sie nicht gestört oder bedroht werden. Dann sollte ein* Imker*in in der Nähe kontaktiert werden, der/die Erfahrung im Umgang mit Bienenschwärmen hat. Wenn sich die Bienentraube bereits gebildet hat und nicht mehr allzu viele Bienen um die Traube herum schwirren, kann der/die Imker*in den Schwarm einfangen und ihm ein neues Zuhause anbieten.
In Mitteleuropa verenden wilde Völker, die nicht eingefangen werden, aufgrund von Futtermangel und Krankheiten in der Regal nach wenigen Jahren.
Schwarmtrieb unterdrücken oder zulassen?
Das Bilden eines neuen Schwarms im Frühjahr ist ein natürlicher Prozess der Bienen, der zahlreiche Vorteile mit sich bringt: Das junge Volk zeichnet sich durch eine hohe Dynamik aus, was sich unter anderem an der Populationsentwicklung erkennen lässt. Darüber hinaus befreit sich der Schwarm beim Verlassen des Stocks von Krankheitserregern und lässt den Großteil des Varroamilbenbefalls hinter sich. Durch die Brutpause der verbleibenden Bienen kann sich die Varroamilbe auch im Stock vorerst nicht weiter vermehren.
Die Unterdrückung des natürlichen Schwarmtriebs ist daher ein erheblicher Eingriff in ein gut abgestimmtes System, der jedoch einen, für viele Imker*innen entscheidenden, Vorteil mit sich bringt: Mehr Honig. Die Schwarmunterdrückung mag kurzfristig zu einer Steigerung des Honigertrags führen, doch langfristig kann die Gesundheit des Bienenvolks und somit auch seine Produktivität darunter leiden. Außerdem ist der Schwarmtrieb der einzige natürliche Weg zur Vermehrung der Bienen.
Daher: lieber den Dingen ihren natürlichen Lauf lassen und das Bienenschwärmen mit Bewunderung betrachten.
Ein Kompromiss: Schwarmtrieb kontrollieren
Ein Nachteil des Schwärmens ist natürlich, dass die alte Königin den Stock verlässt. Ist diese von besonderem Wert für den/die Imker*in, kann das Kontrollieren des Schwarmtriebs eine sinnvolle Maßnahme sein: Anhand verschiedener Anzeichen ist das baldige Ausschwärmen erkennbar und zum richtigen Zeitpunkt kann dann die Königin und ein Teil des Volkes vorab aus dem Stock genommen werden. Eine genaue Anleitung zu diesem Verfahren, Tipps und weitere spannende Infos zu diesem Thema findest Du in unserem Buch „Ökologische Bienenhaltung: Orientierung am Bien“
Über den Autor
Wilhelmine Luppold
Wilhelmine ist Onlineredakteurin und schwärmt seit 2022 für und mit proBiene, dem freien Institut für ökologische Bienenhaltung
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