Den Begriff „raw honey“ – also: „roher Honig“ – findet man vor allem in Rezepten aus den USA. Dem unverarbeiteten Bienenprodukt werden dort viele positive Eigenschaften zugeschrieben und er wird deutlich teurer verkauft.
Honigliebhaber aus dem deutschen Sprachraum fragen sich deshalb oft, wo sie hierzulande rohen Honig bekommen und was es man denn genau unter "rohem" versteht.
Hier erklären wir euch, was es mit „rohem Honig“ eigentlich auf sich hat und warum es in Deutschland sogar laut Gesetz nur "rohen" Honig geben darf.
„Roher Honig“ in Deutschland?
Die Qualitätsbezeichnung „roh“ steht für naturbelassenen Honig, der beim Schleudern und Abfüllen weder erhitzt noch gefiltert wird (ein leichtes erwärmen beim Abfüllen ist erlaubt und oftmals notwendig, max. 30-40 Grad, hier spricht man dann immer noch von unerhitzt, da bei diesen niedrigen Temperaturen keine Enzyme des Honigs vernichtet werden).
Dieses Verfahren schreibt die deutsche Honigverordnung (HonigV, ein Gesetz) für jeden Honig vor, der hierzulande gehandelt wird.
🍯Also: In Deutschland muss laut Gesetz jeder Honig der in den Verkauf kommt „roh“ sein. Laut der HonigV benennt allein der Begriff „Honig“ ein Naturprodukt, das unverarbeitet von der Wabe ins Glas gelangt. Per Definition darf Honig also nichts zugesetzt oder entzogen werden.
In den USA ist das anders: Dort dürfen Produzenten das Bienengold auch erhitzen oder filtern. Deshalb macht das Prädikat „raw honey“ dort im Handel durchaus Sinn.
Wie kann man sicher sein, dass es sich um einen rohen Honig handelt?
Prüfinstitute und Labore können jeden Honig daraufhin testen, ob er während der Gewinnung erhitzt wurde oder ihm z.B. Zuckersirup oder ähnliches beigesetzt wurde.
Dafür gibt es mehrere Indikatoren:
- Hydroxymethylfurfural: Bei Hydroxymethylfurfural (HMF) handelt es sich um ein Abbauprodukt von Zucker, das entsteht, wenn Honig zu stark erwärmt wird. Wenn Honig naturbelassen und roh abgefüllt wird, weist er niedrige HMF-Werte auf. Die HonigV erlaubt maximal 40mg HMF pro Kilogramm Honig, der Deutsche Imkerbund nur 15mg / kg. Frisch abgefüllter Honig erreicht zuweilen sehr niedrige Werte von 2mg / kg.
- Diastasezahl: Diastase ist ein Enzym, das Bienen dem Honig über ihren Speichel zusetzen. Da es empfindlich auf Temperaturen über 40 Grad Celsius reagiert, spricht eine hohe Diastase-Aktivität für unerhitzten, rohen Honig. Laut HonigV sollte die Diastasezahl deshalb mindestens 8 betragen.
- Invertase: Dieses Enzym stammt ebenfalls aus den Speicheldrüsen der Bienen und ist noch hitzeempfindlicher als die Diastase. Ab 40 Grad Celsius wird die Invertase im Honig zerstört. Laut Vorschriften des Deutschen Imkerbunds muss jeder Honig, der das Siegel des DIB trägt, eine Invertase-Aktivität von mindestens 64 U/kg pro Kilogramm aufweisen. Manche Honigsorten wie Raps-, Robinien- und Phaceliahonig enthalten von Natur aus wenig Enzyme. Hier erlauben die Richtlinien des Deutschen Imkerbundes eine niedrigere Enzymaktivität von 45 U/kg.
Allerdings: Untersucht werden immer nur Stichproben seitens der Behörden.
Wie finde ich rohen BIO Honig?
Wer Wert auf Qualität legt, sollte möglichst bei einem Imker seines Vertrauens vor Ort kaufen oder auf Anbieter zurückgreifen, welche nachweißen können, dass sie ihre Honige auf oben genannte Parameter testen lassen.
Die größte Sicherheit geben dir also Imker und Händler, die ihren Honig im Fachlabor analysieren lassen und die Analyse-Ergebnisse transparent machen. Wir bei beegut stellen dir beispielsweise die Analyseergebnisse für jede unserer Honigsorten online zur Verfügung. Damit erhältst du selbst Einblick in die wichtigen Werte von HMF, Diastase und Invertase, welche den rohen Honig ausweisen.
Und noch mehr: Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass der Honig keine Pestizidrückstände enthält. Darüber hinaus gewährleistet die Analyse seines Pollengehalts die Sortenreinheit und schließt Fälschungen wie einen mit Zuckersirup gepanschten Honig aus.
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Über den Autor
Samuel Ilg
Samuel ist Mit-Gründer von beegut, begeistert von Permakultur / Restoration Agriculture, schmökert gerne Hermann Hesse und überzeugt von der Macht des Verbrauchers
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3 Kommentare
ich bedanke mich für die gute Info!!
danke für die gute Info!
Vielen Dank für die ausführliche Aufklärung. Ich war auch immer mit dieser Begrifflichkeit verunsichert und dachte der „Wabenhonig“ sei der Rohhonig, aber ein Anruf bei Euch hat es schnell geklärt. Danke nochmal für den Beitrag.