Sorbische Ostereier mit Bienenwachs bemalen & natürlich färben
Geposted von
Kristina Luft
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Inhaltsübersicht
Bestimmt hast du sie schon einmal gesehen: Bunte Ostereier, über deren Schale filigrane Ornamentbänder aus Punkten, Dreiecken und Blütenblättern laufen – mal rund ums Ei, mal als konzentrische Kreise auf der Schalenmitte. Doch woher stammt diese Art der Oster-Deko eigentlich und wie werden die kunstvollen Eier bemalt? Wir klären auf und geben die Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Selbermachen.
Sorbische Ostereier – ein Element der sorbischen Folklore
Die charakteristischen Ostereier mit geometrischen Musterbändernentstammen der sorbischen Tradition. Für alle, die nicht genau wissen, um wen es sich hier handelt - hier ein Kurzporträt: Die Sorben sind ein westslawisches Volk, das zum Teil in Deutschland lebt und hier den Status einer nationalen Minderheit innehat. Rund 60.000 Sorben sind aktuell ansässig im deutschen Gebiet der Oberlausitz (umfasst Teile Sachsens und Westpolens) und der Niederlausitz (umfasst Teile Brandenburgs, Sachsens und Westpolens). Neben der sorbischen Sprache pflegen die Menschen hier auch ihre spezifische Literatur, Musik und Kunst, die auch über ethnische Grenzen hinaus als Inspiration dienen – so basiert z.B. der deutsche Film „Krabat“ (2008) auf einer sorbischen Volkssage. Viele religiöse Bräuche haben sich ebenfalls erhalten wie die Reiterprozessionen zu Ostern oder das traditionelle Ostereierfärben.
Welche Bedeutung haben die bunten Eier im Glauben der Sorben?
Generell gilt das Ei in vielen Religionen als Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. Im christlichen Glauben steht das Osterei speziell für die Auferstehung Jesu. Dass die Eier bunt verziert werden, ist in Deutschland etwa seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Die feste Sitte, Ostereier zu färben, entwickelte sich im sorbischen Kulturkreis aus den Auflagen des Feiertags: Da man am Karfreitag nicht arbeiten durfte und das Verzieren der Ostereier nicht als Arbeit galt, nahm man sich Zeit für die detaillierten Färbetechniken. Die bunten Eier verschenkten sorbische Kinder unter 14 Jahren dann an ihre Paten. Gleichzeitig veranstalteten die Kinder mit ihren Ostereiern ein Spiel, das Curling oder Boule ähnelt: das „Waleien“. Hier rollt der erste Spieler sein Ei auf einer abschüssigen Bahn in eine Kuhle. Der nächste Spieler rollt sein Osterei hinterher und versucht, das erste zu treffen. Falls es ihm gelingt, bekommt er beide Eier. Falls nicht, bleibt auch sein Ei liegen und der nächste Spieler erhält einen Versuch.
Was bedeuten Muster und Farben auf sorbischen Ostereiern?
Blütenblätter, Dreiecke und Sterne – diese Elemente prägen das traditionelle sorbische Osterei. Sie werden nicht beliebig gewählt, sondern haben eine konkrete Bedeutung: Die Blütenblätter bzw. Sonnenstrahlen, die wie langgezogene Tropfen aussehen, symbolisieren Zufriedenheit und Glück. Dreiecke, die man auch „Wolfszähnchen“ nennt, sollen Krankheit und Unheil abwehren. Darüber hinaus sieht man im Dreieck die heilige Dreieinigkeit oder die Familie aus Vater, Mutter und Kind. Gruppieren sich drei oder sechs Wolfszähnchen in sternförmiger Formation, entsteht eine „Bienenwabe“. Sie verspricht Reichtum in Form einer guten Ernte. Darüber hinaus besitzen auch die Farben einen symbolischen Sinn. Rot steht für Magie und Macht, aber auch für Liebe und Freundschaft. Grün steht für Jugend, Gelb für Weisheit, Orange für die Ausdauer und Weiß für die Reinheit.
Wie bemalt man sorbische Ostereier?
Für das Herstellen der kunstvollen Muster gibt es verschiedene Techniken. Einerseits lassen sich weiße Muster in bereits gefärbte Eier kratzen oder ätzen. Früher stellte man sein buntes Ei dazu in einen Ameisenhügel, damit die Ameisensäure darauf ein zufälliges Muster entstehen lässt. Heutzutage arbeitet man gezielter, indem man verdünnte Salzsäure per Feder auf die Schale aufbringt oder das Muster mit Nadeln hineinritzt. Mehrfarbige Eier entstehen in der Wachs-Batiktechnik oder der Bossiertechnik. Mit einem natürlichen Färbemittel, Bienenwachs und etwas Geduld kannst auch du bunte Ostereier in sorbischer Tradition zuhause gestalten.
Doch worin besteht der Unterschied zwischen Wachsreserve-Technik und Bossiertechnik?
Wachsreserve-Technik
Bei der Einfarbigen Wachsreserve-Technik werden die Ostereier mit Hilfe einer Feder in unterschiedlich geometrischen Formen mit Bienenwachs bemalt und anschließend wird das Osterei kalt gefärbt. Um die Technik abzuschließen, wird dann das Wachs vom Ei entfernt und man hat schön verzierte, zweifarbige Eier.
Die Wachs-Batiktechnik ist auch eine Art der Wachsreservetechnik. Diese Variante ist jedoch viel aufwändiger, da man die gekochten Eier mit etwas Bienenwachs (alte Kerzenreste oder z.B. unsere praktischen Pastillen) bemalt, dann mit der 1. Farbe färbt, anschließend mit einer weiteren Schicht Bienenwachs bemalt und das Ei mit der 2. Farbe einfärbt, usw.
Wachs-Bossiertechnik
Bei der Batiktechnik hingegen werden die Eier nicht gefärbt, sondern es wird buntes Bienenwachs zum Bemalen der Ostereier verwendet. Die einfachste Methode, euer Bienenwachs zu färben, ist mit einem kleinen Stück Wachsmalstiften (aus Bienenwachs). Bei beiden Wachstechniken wird meist auch mit Hilfe von mehreren Federn gemalt bzw. Wachs auf das Ei getupft. Ich zeige euch heute eine Mischung der beiden Varianten, die ich auch sehr schön finde und die nicht ganz so aufwendig ist.
Eier kochen und etwas abkühlen lassen. Sie können für die Weiterverarbeitung ruhig noch etwas warm sein.
Während die Eier kochen, kann das Werkzeug vorbereitet werden. Hierfür etwas Sand oder Reis in ein Glas geben und einen alten Löffel zur Hand nehmen. Den Löffel Uri-Geller-mäßig biegen (wer kennt ihn noch? ;) siehe Bild) und in das Glas mit Reis stecken. Anschließend etwas Bienenwachs (ein paar Pastillen oder Kerzenwachs-Reste) in den Löffel geben, darunter eine angezündete Kerze platzieren und das Wachs schmelzen lassen. Tipp: Verwendet unbedingt Bienenwachs, da dieses am Besten auf den Eiern hält.
Nun muss noch euer “Stift” vorbereitet werden. Steckt dafür einfach eine Stecknadel in einen dünnen Ast (siehe Foto). Damit wird nun das Ei bemalt.
Nun können die gekochten Eier mit Bienenwachs bemalt werden. Ich habe hier hauptsächlich in Punkte und Striche gemalt.
Tipp: Damit die Muster schön symmetrisch werden, könnt ihr ein Gummiband um das Ei spannen und einen leichten Strich mit dem Bleistift auf das Ei zeichnen. So könnt ihr beim Bemalen einfach immer dem Bleistiftstrich folgen.
Färben
Während ihr die Eier bemalt, könnt ihr den Sud für das Färben der Ostereier ansetzen. Ich habe hierfür 2 kleine Töpfe angesetzten.
Einen mit roten Zwiebelschalen und einen mit etwa 2-3 Handvoll geschnittenem Rotkohl. Die Töpfe mit etwa 1-1,5 Liter Wasser auffüllen und für etwa 40 Minuten kochen.
Zwiebelschalen und Rotkohl abseihen und abkühlen lassen. Für eine bläuliche Farbe noch etwa 1 TL in den Rotkohl-Sud geben und umrühren.
Sind die Eier bemalt, können diese für mindestens 2 Stunden, besser jedoch über Nacht in Sud gelegt werden.
Die farbigen Ostereier aus dem Sud holen und mit einem Küchentuch trocken tupfen.
Nun gibt es 2 Möglichkeiten:
Entweder ihr entfernt nun Das Bienenwachs mit etwas Hitze und einem Küchentuch
oder ihr lasst das Bienenwachs auf den Ostereiern.
Ich habe mich für die 2. Variante entschieden, da mir die Struktur des Wachses auf den Ostereiern so gut gefallen hat.
Tipp: Wer seine Ostereier noch etwas glänzender mag, kann etwas Speiseöl auf ein Küchentuch geben und die Ostereier damit einreiben.
Viel Freude beim meditativen Bemalen eurer Ostereier!
Tipp
* Stempel auf den Eiern lassen sich ganz einfach mit etwas Essig und einem Küchentuch entfernen. Ihr solltet jedoch beachten dass es vorkommen kann, dass die Farbe an den behandelten Stellen nicht so gut hält, weshalb ich von der Verwendung von Essig abrate.
Über den Autor
Kristina Luft
Kristina ist bei beegut seit Stunde 0, trinkt mehr (Wild-)Kräutertees als Wasser und stolze Besitzerin eines Hochleistungsmixer mit 3 PS (!).
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Zu unserer Begeisterung gesellte sich recht schnell großes Erstaunen hinzu - warum sind Bienenprodukte trotz ihrer ausgezeichneten Eigenschaften in der breiten Bevölkerung doch recht wenig bekannt? Genau hier wollen wir ansetzen!
Unsere Mission ist es Bienenprodukte (mit Beiträgen wie diesen) wieder bekannter zu machen!
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